Nach Feierabend tauscht Elisabeth Pipette gegen Taktstock Elisabeth Hinterholzer arbeitet seit elf Jahren als Chemikantin bei Roche inPenzberg und leitet seit bald sechs Jahren die Musikkapelle Holzhausen. Dabei ist sie erst 26 Jahre alt. Elisabeth verrät, wie siedas geschafft hat und was sie antreibt.
“Man muss sich selbst re"ektieren, das ist das Wichtigste im Leben, und sich auch Fehler
eingestehen.” Zu dieser Erkenntnis ist Elisabeth mit gerade einmal 26 Jahren gelangt. Sie muss es wissen: Seit elf Jahren arbeitet sie als Chemikantin bei Roche in Penzberg. Und leitet seit sechs Jahren ehrenamtlich die Musikkapelle Holzhausen. Für ihr Engagement als Dirigentin wurde sie im Januar mit dem Kunstförderpreis des Landkreises Bad Tölz- Wolfratshausen ausgezeichnet. Wie das alles zu vereinen ist, welche Rolle ihr Ehrenamt in ihrem Beruf spielt und wie die Zukunft des Ehrenamts mitzugestalten ist, erzählt uns Elisabeth in einem inspirierenden Austausch.
Tagsüber arbeitet Elisabeth bei Roche in einer Testentwicklungsabteilung. Bereits mit 16 Jahren fand sie den Weg zu Roche über ihre Ausbildung zur Chemikantin in Penzberg. Aktuell ist sie dort in einer Gruppe, die prototypische Tests für den Forschungsgebrauch, zum Beispiel für klinische Studien, herstellt. Diese Tests werden in erster Linie im Labormaßstab produziert. Ihre täglichen Aufgaben umfassen Laborund Dokumentationsaufgaben sowie das Vorbereiten und Versenden von Kits. Mit Hilfe dieser Kits können zum Beispiel Antigene im Blut nachgewiesen werden. Für Elisabeth war nicht nur die Nähe zu ihrer Heimat am Starnberger See entscheidend für ihren
Einstieg bei Roche, sondern auch ihre Vorliebe für Mathe, Chemie, Physik und Biologie: “Meine Arbeit ist wahnsinnig vielfältig: Von der Einsatzstoffplanung bis zur Verpackung und Abgabe an den Kunden ist alles dabei. Und dabei muss man immer dynamisch und upto-date bleiben”, erzählt sie begeistert. Ihr liegt ein gesellschaftlicher Beitrag in zweierlei Hinsicht am Herzen: in der medizinischen Forschung und Gesundheitsversorgung, aber auch auf kultureller Ebene.
“In erster Linie ist man Motivator” Nach Feierabend tauscht Elisabeth die Pipette gegen einen Taktstock ein. Dann übernimmt sie die Leitung der Holzhauser Musikkapelle. Neben ihrer Tätigkeit als 1. Dirigentin der Musikkapelle Holzhausen ist sie zusätzlich im Bezirksvorstand des Bezirksmusikverbands Isar-Mangfall e.V.. Elisabeths Weg in die “Musik”, wie sie ihre Kapelle nennt, wurde von ihrem Interesse an der Probenarbeit geleitet. Sie sammelte Erfahrungen als Leitung der Jugendkapelle und wagte erfolgreich den Schritt zur Ausbildung zur staatlich anerkannten Dirigentin. Im Laufe ihres Engagements absolvierte sie einen Goldkurs für Tenorhorn, wodurch ihr Handwerk verfeinert wurde. Sie ist außerdem geschult im Umgang mit Schlagzeug, Tonsatz, Gehörbildung, Gruppenpädagogik und Klavier. Elisabeths liebstes Musikstück heißt “Lasset uns das Leben genießen” - und das lebt sie auch: “Neben den technischen Aspekten, sind auch die sozialen Aspekte extrem wichtig", betont sie. “Das Wichtigste ist, dass man seinen Haufen motiviert und bei der Stange hält”, fügt sie schmunzelnd hinzu. “Ich wollt es auch g’scheit machen” Inzwischen verfügt Elisabeth über den B-Schein und könnte somit problemlos Dirigat studieren. Sie ist Bezirksdirigentin mit ungefähr 40 Kapellen in ihrem Bezirk, leitet seit 2018 die Musikkapelle Holzhausen und ist erfolgreich in ihrem Job bei Roche. Wie sie das alles schafft? “Mein soziales Umfeld gibt mir Kraft,” verrät sie. Elisabeth schätzt vor allem den respektvollen und kollegialen Umgang, der sie motiviert und Lust auf mehr macht – in der Kapelle und
bei Roche. Elisabeth sieht ihr Ehrenamt als perfekten Ausgleich zu ihrem Beruf. Es braucht ein gutes Zeitmanagement, aber sie kann sich in ihrer Rolle bei Roche, als Dirigentin und im Vorstand auf ihren Ehrgeiz, ihr Einfühlungsverm.gen und ihre Spontanität verlassen. Und das zahlt sich aus – auch im beru"ichen Alltag. Die beiden Ausbildungen beein"ussen ihre Denkweise und ihre Arbeit als Chemikantin stark, indem sie selbstbewusster wurde und ein selbstsicheres Auftreten gegenüber Älteren bekommen hat. Schmunzelnd erzählt sie, dass ihr Beruf zur Zeit ihrer Ausbildung männerdominiert war mit nur drei “Mädels” in ihrem Jahrgang. “Aber das ist mittlerweile ausgeglichener”, fügt sie hinzu. Sie erklärt: “Mein Erwachsenwerden wurde von mir selbst geprägt. Es ging ja schon mit 16 los.” Elisabeths Erfahrungen aus dem Ehrenamt unterstützen sie bei ihrer täglichen Arbeit und bringen sie weiter. Und das Wichtigste: Bei alledem kann sie “das Leben genießen”.